Wie beginnt man eine Szene, wie steigt man ein? In diesem Schreibtipp geht es erst einmal um den schnellen, dreckigen Einstieg, um das Medias in Res, zu Deutsch: Mitten in die Sache.
Hierbei ist die Szene bereits in vollem Gange, wenn der Leser dazukommt. Es passieren Dinge, ohne dass der Leser so genau weiß, warum, wer beteiligt ist oder wo wir uns befinden. Das sind Dinge, die ihm erst im Nachhinein vermittelt werden. Bei meinem neuen Roman (Die Rose der Unsterblichkeit 1: Schwarze Perle) habe ich genau diese Einstiegsart für praktisch alle Szenen gewählt, weil ich einen schnellen Erzähltakt anschlagen wollte und sich die rasante Handlung dafür sehr eignet. Beispiele findet ihr auf Seite 9 und Seite 19 der Leseprobe.
Damit ist auch schon angedeutet, wofür sich der Medias-in-Res-Einstieg besonders eignet: schnelle, handlungsintensive Szenen, in denen etwas passiert bzw. schon passiert ist. In einem melancholischen Familien- und Liebesdrama, in dem es vorrangig um das Innenleben der Figuren geht, kann ein solcher Einstieg unpassend kurzatmig wirken.
Wenn ihr den harten Einstieg auf die Spitze treiben wollt (oder perfektionieren, je nach Ansicht), dann möchte ich euch einen Ratschlag meines geschätzten Kollegen Robert Löhr ans Herz legen. Er hat ihn während seines sehr hörenswerten Vortrags „Was man vom Film lernen kann, und was nicht“ gegeben (den ihr übrigens in meinem Podcast Wiesler and Friends nachhören könnt, genauer gesagt hier).
Nachdem ihr die Szene geschrieben habt, streicht vorne ein paar Sätze weg und schaut, ob die Szene immer noch funktioniert. Kurz gesagt geht es darum, so spät wie möglich in die Szene reinzugehen. Dann wirkt sie umso dramatischer, der Leser ist sofort da, wo etwas passiert und muss sich nicht erst zum Geschehen hinlesen.
Im nächsten Schreibtipp geht es dann um den gegenteiligen Ansatz: Das langsame Hineingleiten in eine Szene.
Alle Schreibtipps findet ihr hier. Und weil der Papa neue Stiefel braucht, hier der mittlerweile schon liebgewonnene Hinweis auf mein Seminar „Wie schreibe ich ein Buch?“ im Januar 2013.