Im vorhergehenden Schreibtipp haben wir uns Hals über Kopf in die Szene hineingestürzt. Das ist vor allem bei Actionszenen eine gute Methode, aber manche Szenen brauchen einen etwas gemächlicheren Einstieg. Eine romantische Szene kann ja nur schwer direkt mit dem Kuss beginnen.
Ein anderer Grund für den langsameren Szenenaufbau kann die Art des Buches sein. Bei historischen Romanen nutzen die AutorInnen gerne die langsamere Methode, um den Leser in die Stimmung und die besondere, dem Leser nicht aus dem Alltag bekannte Szenerie einzugrooven.
„Er stand am Hauptbahnhof“ reicht aus, um bei jedem Leser ein recht klares Bild vor das geistige Auge zu rufen. „Er stand vor dem Badewagen auf dem Markt“ hingegen ist schon deutlich spezieller. Hier kann es sinnvoll sein, zuerst die Szenerie zu beschreiben, also das Viehzeug auf dem mittelalterlichen Markt, das Aussehen der Leute und vor allem, was ein Badewagen nun eigentlich ist (sowas wie ein fahrbarer Badezuber, habe ich mir sagen lassen).
Erkennungmerkmal eines solchen langsamen Szeneeinstiegs ist häufig die „Meteorologeneröffnung“. Wir kennen sie alle: „Der Regen plätscherte auf das Dach“ oder „Es war eine schwüle Nacht“.
Wichtig beim langsamen Einstieg ist es vor allem, es – trotz des durchaus legitimen Strebens danach, der Leserin einen Eindruck der Szenerie und der Stimmung zu vermitteln – nicht zu übertreiben. Wenn man sich erstmal durch 5 Seiten mit Szeneriebeschreibung arbeiten muss, bevor irgendwas passiert, ist das nicht mehr eindrucksvoll und stimmunsfördernd, sondern vor allem langweilig.
Also: Eile mit Weile, aber auf der Stelle joggen gilt nicht!
Alle Schreibtipps findet ihr hier. Und in rund 2 Wochen endet der Anmeldeschluss meines Seminars „Wie schreibe ich ein Buch?“ im Januar 2013. Wer also immer schon mal einen Roman schreiben wollte oder gerade an einem sitzt und nicht weiterkommt – nicht mehr lange zögern, anmelden! 🙂