Heute habe ich ein Sitcom-Konzept für euch ausgegraben, das leider niemals realisiert wurde. Ich mag es noch immer, vielleicht gefällt es euch ja auch. Interessentenanfragen bitte an die üblichen Kontaktadressen 😉 Und wie immer gilt: Wenn es euch gefällt, verlinkt oder teilt es bitte.
Die Schrecklichs
Die Schrecklichs sind trotz ihres Namens eine ganz normale Familie, bestehend aus dem Vater Hadebrandt Schrecklich, Hausmann und der Mutter Friedemünde Schrecklich, einer redlichen und sachlichen Lehrerin. Ihr Sohn Magnus Schrecklich ist die Hauptperson der Geschichte. Seine kleine Schwester Frieda Schrecklich vervollständigt das Bild.
Diese intakte, mittelständische Familie erbt vom Großvater väterlicherseits, Arthur Schrecklich, ein düsteres Haus. Im Haus geht es um, es ist Großvater Arthur selber. Aber noch andere seltsame Gestalten haben bei dem kauzigen Wissenschaftler Unterschlupf gefunden: da sind das Werkaninchen Fluffy, die Möchtegernvampirfledermaus Graf Eberhardt von Schwinge und der Zombie Gustael, der durch immer neue Körperteilarrangements entzückt. Durch sie wird das übernatürliche Element etabliert, dass auch für den nötigen Nervenkitzel sorgt.
Die Eltern wollen die Existenz der übernatürlichen Wesen nicht hinnehmen, und reden sich darum immer wieder erfolgreich ein, dass es sie nicht gibt.
Abschließend tritt als zweiter Hauptcharakter das Nachbarsmädchen Nina hinzu, die sich mit Magnus anfreundet.
Das Setting besteht an ständigen Locations aus Wohnzimmer, Kinderzimmer, Küche, Labor und Speicher des Schrecklich-Hauses, hinzu kommt eine Schul-Location. Seltene andere Spielplätze sind denkbar, möglicherweise sogar vereinzelte Außendrehs.
Die Charaktere im einzelnen:
MAGNUS
(SCHAUSPIELER)
Dreh- und Angelpunkt aller Geschichten ist Magnus, ein 12 jähriger Junge mit Durchblick. Er ist cool und entspannt, neugierig und offen. In der Schule unterer Durchschnitt, mit einzelnen Ausreißern nach oben (Sport, Deutsch) und nach unten (Mathe, Biologie).
Er steht über allen Vorurteilen und kann sich so schnell auch mit den absonderlichen Gestalten in Großvaters Haus abfinden und schließlich sogar anfreunden. In seiner Freizeit ist er kreativ, lässt sich aber auch die ultimativen TV-Kultserien nicht entgehen.
Doch sogar er hat seine Probleme – seine Mutter unterrichtet an seiner Schule, Mädchen werden langsam interessant, die Versetzung hängt mal wieder in der Schwebe, eine neue Stadt, neue Freunde. Außerdem nerven seine Eltern und vor allem seine kleine Schwester ihn gerne mal ab. Kurzum: wenn er nicht in einem Spukhaus wohnen würde, wäre er ein ganz normaler Junge.
Zitat: „Diese Türe sollte eigentlich in unsere Toilette führen, nicht in eine Paralleldimension…und das, wo ich so nötig auf’s Klo muss.“
NINA
(Schauspieler)
Bevor die Schrecklichs in ihr Leben traten, war Nina eine unterforderte 11 Jährige mit langweiligen Hobbies. Aber bald danach ist sie eine Expertin des Übernatürlichen, ein wandelndes Lexikon des Okkulten. Sie liest nichts anderes mehr und will jedes neue Phänomen erforschen, mit der Unerschrockenheit des Besessenen.
Ihre früher ausgesprochen guten Schulnoten sacken auf ein normales Maß ab, seit sie sich in die Parapsychologie kniet. Sie ist davon überzeugt, dass sie selber eine Vielzahl an Kräften besitzt, Pyrokinese, Telekinese, vielleicht sogar Teleportation – sie muss sie nur entdecken. Aus ihrer Obsession heraus verbringt sie jede freie Minute im Schrecklich-Haus.
Zitat: „Faszinierend! Lass uns noch etwas näher herangehen, ich will sehen, ob diese Stacheln giftig sind.“
HADEBRANDT SCHRECKLICH
(Schauspieler)
Der Vater. Er ist Hausmann und glücklich damit, versucht sich nebenher als Comedian (vorrangig Standup) ist darin aber so dermaßen schlecht, dass seine Kinder flüchten, wenn er seine neuen Gags auspackt. Er ist von eher einfacher Natur, gutherzig und leichtgläubig.
Zitat: „Hört zu, hört zu, der ist gut!“
FRIEDEMÜNDE SCHRECKLICH
(Schauspieler)
Die Mutter. Sie unterrichtet an Magnus und Ninas Schule Musik und Englisch und hat zwei Gesichter. In der Schule muss ihr Sohn „Frau Schrecklich“ zu ihr sagen, sogar wenn sie alleine sind. Zu Hause ist sie eine treusorgende, wenn auch etwas hyperprotektive Mutter. Sie versucht verzweifelt, alles mit rationalen Gründen zu erklären und spinnt sich so ihre Blase der Normalität zurecht, die aber regelmäßig von den seltsamen Ereignissen im Schrecklich-Haus punktiert wird. Trotzdem fühlt sie sich dort wohl.
Zitat: „Magnus, es ist mir egal, ob Du mein Sohn bist. Du wirst Deine Hausaufgaben genauso ordentlich erledigen wie jeder andere Schüler!“
FRIEDA SCHRECKLICH
(Schauspieler)
Frieda ist die typische, nervige, kleine, vierjährige Schwester, die immer dabei sein will und alles haben muss. Auf der anderen Seite ist sie aber auch ein süßer Fratz, der manchmal mit überraschendem Weitblick agiert. Sie steht dem Ungewöhnlichen mit kindlicher Neugier gegenüber.
Zitat: Wenn ich den Film nicht mitgucken darf, sag ich Mama, dass ihr eine Mumie unter dem Bett versteckt!
ARTHUR SCHRECKLICH
(Schauspieler)
Der verstorbene Großvater. Sein Tod hält ihn nicht davon ab, sich weiter munter im Haus herumzutreiben. Allerdings ist er bisher nur ein Geist auf Probe und darum auf das Labor beschränkt, bis er seine Geisterlizenz erhält. Er hat noch etwas Probleme mit dem ganzen durch-die-Wände-gleiten und mit-den-Ketten-rasseln. Außerdem fällt es ihm nicht leicht, sich an Dinge vor seinem Tod zu erinnern. Vor seinem Sohn und dessen „sonderbarer“ Frau hält er sich verborgen.
Zitat: „Autsch, verflixt! War die Wand schon immer da?“
FLUFFY
(PUPPE/KANINCHEN)
Normalerweise ist Fluffy eine kleine, weiße Häsin, die der menschlichen Sprache mächtig ist (eventuell kann sie durch ein reales Kaninchen dargestellt werden, das nachsynchronisiert wird). Aber sie ist sehr temperamentvoll und aufbrausend, und nichts hasst sie mehr, als wenn man sie ein Karnickel nennt – sie ist ein Hase! Wenn Fluffy sich so richtig aufregt, wird es eng, denn sie ist ein Werkaninchen. Sie wächst in diesem Fall auf ein Vielfaches ihrer Größe heran (ihr Kopf ist dann nicht mehr im Bild).
Zitat: „Karnickel? Wer ist hier ein Karnickel? Grrrrrrr!“
GRAF EBERHARDT VON SCHWINGE
(Puppe)
Graf Eberhardt, seines Zeichens eine Vampirfledermaus, stammt entfernt von seiner Eminenz, dem Grafen Dracula ab. Leider hat sein Ast des Familienstammbaums irgendwo auf dem Weg vom düsteren Transsylvanien bis in eine deutsche Großstadt unserer Tage die Fähigkeit verloren, sich in einen Menschen zu verwandeln. Bei Graf Eberhardt kommt eine enervierende Allergie gegen Blut hinzu, weshalb er gezwungen ist, sich von Früchten zu ernähren. Er drückt sich gewählt aus, ist kultiviert und schrecklich beleidigt, wenn man nicht wenigstens etwas vor ihm erzittert. Dann zieht er sich schmollend in seinen Mini-Sarg zurück.
Zitat: „Ich muss doch sehr bitten! Meine Blutlinie lässt sich in direkter Folge bis zu seiner Eminenz Graf Dracula zurückverfolgen!“
GUSTAEL, DER ZOMBIE
(Puppe)
Gustael ist eine Mischform aus Gustav und Michael, zusammengesetzt aus den Namen der Toten, von denen er die meisten Teile hat. Gustael ist ein kleines Schandmaul, dass nichts mehr liebt, als zu tratschen. Aber er ist ein Mann… oder besser gesagt mehrere Männer, mit vielen Talenten. Und sie alle liegen in Form von Gehirnen und Armen fein säuberlich sortiert in Schubladen. Denn Gustael kann sich die Eigenschaften der früheren Besitzer zu Nutze machen. Die Arme des Pianisten lassen ihn perfekt Klavier spielen, das Gehirn des Mathegenies sorgt dafür, dass er niemals im Schach verliert. Leider verlegt der weichgespülte Zombie seine Körperteile gerne mal.
Zitat: „Ach Du meine Güte, wie seh’ ich denn aus? Hat jemand meine Sportlerarme gesehen? Diese hier sind ja ganz schwabbelig!“
STORYLINES
1. EIN RING SIE…: Magnus und Nina entdecken in einer von Arthurs Truhen einen Ring, der Dinge herbeizaubern kann. Arthur kann sich beim besten Willen nicht erinnern, wie er da hin kommt. Das böse Erwachen kommt, als sich die Kids schon mit einer Menge Zeug eingedeckt haben, denn dann trudelt eine Rechnung des „Magischen Flotto-Versandes“ ein – über eine hohe Summe.
Ganz klar, die Sachen müssen zurückgegeben werden. Aber das ist nicht so einfach, wie es erscheint, denn dazu muss die Beschwerdestelle gefunden werden – und die liegt in einem Paralleluniversum. Schließlich aber gelingt es, alles zurückzugeben. Als die Kids wieder in ihrer Realität eintreffen, können sie gerade noch verhindern, dass Frau Schrecklich den Ring erneut benutzt.
Im Subplot erhält Graf Eberhardt von Schwinge Besuch von seiner Tante, Comtess Edwina von Langzahn. Die hat leider nichts anderes im Sinn, als Eberhardts menschliche Freunde auszusaugen, was Eberhardt nur mit körperlichem Einsatz verhindern kann.
2. Geisterstunde: Arthur hat einen wichtigen Geisterprüfungstermin vergessen. Magnus und Nina lernen mit ihm. Aber als der Prüfungstermin da ist, ist von Arthur keine Spur zu finden. Kurzerhand wird Magnus als Gespenst verkleidet und besteht alle Prüfungen, bis auf die Letzte. Die aber hat es in sich, denn sie tötet jeden normalen Menschen – „Aber zum Glück sind sie ja kein Mensch mehr – hahaha!“ Nur mit einer gehörigen Portion Dreistigkeit kann Nina ihren Freund da wieder rausholen. Arthur taucht doch noch auf, klärt die ganze Sache auf, und besteht die Prüfung.
Im Subplot setzt Gustael sich das falsche Gehirn ein und wird zu einem fiesen Kerl, der die Leute im Haus gegeneinander ausspielt.
3. ZUCKERWASSER UND BROT: Ausgerechnet am Tag vor einem coolen Konzert fängt sich Magnus Hausarrest ein. Also suchen Nina und er nach einer Möglichkeit, wie sie das Konzert doch noch sehen können. Ninas Versuche, sie dort hin zu teleportieren versagen natürlich. Also versuchen sie es mit einer Kristallkugel. Die aber sendet Magnus und Ninas Bild auf alle Fernseher in der Umgebung, statt ihnen das Konzert zu zeigen. Die Nachbarn reagieren ungehalten. Mit Hilfe von Gustael und seinen Elektrikerhänden schaffen sie es doch noch, eine Antenne zu basteln, die aber leider nur einen sauberen Empfang hat, wenn sie alle drei in seltsamen Winkeln herumstehen.
Im Subplot erfindet Arthur neue Rezepte für Limonade, die aber allesamt Nebenwirkungen haben: Ein drittes Auge wächst dem Trinker auf der Stirn, er spricht nur noch rückwärts oder ihm wächst Fell aus den Ohren. Arthur muss Gegenmittel brauen. Endlich hat er eine köstliche Limonade gebraut – nur um zu erfahren, dass sie genau wie Coke schmeckt.
4. ZEITDRUCK (siehe Beispielszenen): Magnus treibt einigen Schabernack, den die anderen Bewohner nicht immer lustig finden. Dann fällt ihm ein, dass Nina Geburtstag hat, und er noch kein Geschenk für sie. Kurzerhand holt er einen Teddy vom Dachboden, der in einer schweren Truhe eingesperrt war. Er hört nicht auf Arthurs Bedenken, dass diese Sicherheitsmaßnahmen sicher einen Grund hatten. Und Teddy hat es in sich: Er ist lebendig, und versucht möglichst viel Böses zu tun. Unter anderem sperrt er Arthur in eine Flasche, vernagelt Eberhardts Sarg, versteckt Gustaels einziges Ohrenpaar, das nicht in der Wäsche ist und manipuliert den Mixer, so dass es eine riesige Schweinerei gibt. All diese Streiche werden Magnus angekreidet, denn der hat es ja schon vorher übertrieben. Erst als Nina den Teddy auf frischer Tat ertappt, und er wieder in die Truhe gesperrt wird, ist Ruhe – aber ein Geschenk hat Magnus jetzt doch nicht.
Im Subplot hat sich Gustael in den Kopf gesetzt, fliegen zu lernen, und wer wäre da ein besserer Lehrmeister als Graf von Schwinge?
6. SIEH MAL DA!: Arthur erfindet eine Tinktur, mit der man sich unsichtbar machen kann. Nur nützt ihm das als Geist wenig, denn sie muss wie eine Creme auf den Körper aufgetragen werden. Gustael stibitzt die Tinktur und stellt einigen Schabernack an – versteckt wichtige Gegenstände, vertauscht Zucker und Salz, etc. Gustael amüsiert sich köstlich, bis man ihn versehentlich auf dem Dachboden einschließt. Er kann sich nicht bemerkbar machen, weil dann klar ist, wer für die Missgeschickte verantwortlich ist – und da ist noch etwas Anderes auf dem Dachboden. Etwas Großes, dass knurrt und schnauft… zum Glück ist es nur Fluffy in Werform.
Im Subplot hat Nina einen dicken Pickel auf der Stirn – und morgen soll sie doch ihre preisgekrönte Kurzgeschichte vor der versammelten Schule präsentieren. Sie probiert jedes Hausmittel aus, dass ihr in die Finger gerät und muss schlussendlich doch eine Mütze aufsetzen.
7. GANZ RUHIG!: Magnus schwänzt die Schule und liest stattdessen seine Lieblingscomics noch mal. Das Ganze ist ein großer Spaß – bis sich die Hauptfigur des Comics, Captain Doom, befreit und das Schrecklich-Haus unsicher macht.
Fluffy versucht unterdessen im Subplot, durch autogenes Training ihr Temperament zu zügeln, und es gelingt ihr. Aber sie ist nicht mehr sie selbst – die anderen wollen ihre wilde, temperamentvolle Fluffy wieder und treiben sie zur Weißglut – zu ihrem eigenen Besten natürlich.
8. DIE ANDERE SEITE: Hinter den Spiegeln des Schrecklich-Hauses geht Seltsames vor sich. Die Spiegelbilder sind verschwunden. Man findet heraus, dass ein Bösewicht sie ge-spiegel-napt hat und macht sich an die Befreiung. Dafür müssen Magnus und Nina allerdings in die Welt hinter dem Spiegel gelangen (nachträglich verfremdete Kulisse) und den Bösewicht in einem Rätselspiel besiegen.
Im Subplot hat Vater Schrecklich eine Idee für ein grandioses Bühnenprogramm, mit dem er jeden, den er trifft, foltert.
BEISPIELSZENEN ZU PLOTLINE NUMMER 4 – ZEITDRUCK
WAS BISHER GESCHAH
Es ist ca. die 8.-10. Minute
Mainplot: Magnus hat seine Streiche gespielt und den Bären befreit. Jetzt sucht er Geschenkpapier, aber sein Vater schaut eine Daily-Soap im Fernsehen und vertröstet ihn auf später. Also wühlt sich Magnus selber durch die Schubladen. Unterdessen geht der Bär auf Wanderschaft.
Subplot: Graf von Fleder hat Gustael als Flugschüler angenommen.
B1. INNEN – KÜCHE TAG
Gustael klettert den Küchenschrank hinauf bis knapp unter die Decke. Graf von Fleder sitzt bereits dort oben und erwartet ihn.
GUSTAEL
Sodelle, da wären wir. Huch, ist das hoch! Da wird einem ja ganz scha-windelig. Und jetzt?
GRAF
Nun ersuche ich Sie, sich kräftig abzustoßen und die Flügel, beziehungsweise in ihrem Fall das momentane Armpaar auszubreiten, und kräftig damit zu schlagen!
GUSTAEL
Aber… aber das ist tief! Wenn ich mir was breche?
GRAF
Haben Sie immer noch ausreichend Ersatzglieder zur Verfügung. Also, munter los!
Der Graf knufft Gustael, der sich mit einem Schrei abstößt, durch die Luft segelt und dabei wild mir den Armen wedelt. Plötzlich wird sein Sturz gebremst.
GUSTAEL
Ich fliege! Ich fliege! Graf, Du bist ein Genie!
GRAF
Ja, das ist richtig. Aber…
Er weist mit dem Flügel nach oben. Gustael und die Kamera folgen seinem Hinweis. Gustael fliegt nicht, er ist mit dem Pullover an der Lampe hängen geblieben.
GUSTAEL
(besorgt)
Oh-Oh!
Der Pullover reißt und Gustael fällt auf den Boden. Einer seiner Arme, ein Bein und beide Ohren lösen sich von seinem Körper und rutschen ein Stück von ihm weg.
GRAF
Aber was machen sie denn? Sie sollen fliegen! Das hier ist doch kein Puzzlewettbewerb!
Gustael zieht seinen Arm heran und befestigt ihn wieder am Körper.
GUSTAEL
(laut)
Was?
GRAF
Fliegen! Fliegen sollen Sie, nicht stürzen. Wie sieht das denn aus. Wenn das jemand erfährt!
GUSTAEL
(laut)
Ich kann Dich nicht verstehen! Meine Ohren müssen abgefallen sein!
B2. INNEN – KÜCHE TAG
Gustaels Ohr auf dem Küchenboden. Eine Bärenpfote kommt ins Bild und hebt es auf.
Gustaels zweites Ohr, auch dieses nimmt die Bärenpfote auf.
B3. INNEN – KÜCHE TAG
Gustael, der über den Boden kriecht und seine Ohren sucht, der Graf auf seiner Schulter.
GUSTAEL
Ich kann sie nirgendwo finden.
GRAF
(ruft)
Dann holen sie eben Neue!
GUSTAEL
Warum ich mich nicht freue? Das war mein schönstes Paar! Passte so gut zu diesen Augen!
GRAF
(ruft)
Nein, sie brauchen ein neues Paar Ohren!
GUSTAEL
Jetzt hab ich auch noch Haar verloren? Du meine Güte, dass ist aber gar nicht gut!
GRAF
(ruft)
Nein! Ohren! Jetzt holen sie schon ihre doofen Ohren.
GUSTAEL
Was für Dosen soll ich schmoren?
GRAF
Ach, ich geb’s auf!
Der Graf fliegt weg.
B4. INNEN – KINDERZIMMER TAG
Der Bär sitzt wieder genauso wie Magnus ihn hinterlassen hat. Auf Magnus Bett liegen Gustaels Ohren. Magnus kommt herein, Unmengen Geschenkpapier auf dem Arm.
MAGNUS
So, das sollte reichen!
Er legt das Papier ab, nimmt sich einen Bogen, und beginnt, den Bären einzupacken.
MAGNUS
Das gibt ein schickes neues Kleid, Herr Bär! Ich hoffe, Nina mag überhaupt Stofftiere. Ach, die ist ein Mädchen. Wird schon!
Immer, wenn er sich wegdreht, um einen neuen Streifen Tesafilm zu holen, macht der Bär die Verpackung wieder auf.
MAGNUS
Andererseits, welches Mädchen würde freiwillig in dunkle Keller gehen und dabei hoffen, dass es unten Monster findet? Außer Lara Croft, natürlich.
Er verzweifelt an der Verpackung.
MAGNUS
Ja verflixt, warum hält das denn nicht? Mann!
Er wirft wütend die Schere auf das Bett und entdeckt Gustaels Ohren.
MAGNUS
Boah, ich hab ihm doch schon tausendmal gesagt, er soll seine Körperteile nicht überall rumliegen lassen! Ist ja ekelig.
B5. INNEN – LABOR TAG
Gustael ist über eine Schublade gebeugt, im Hintergrund braut Arthur irgendetwas.
Gustaels Kopf kommt wieder hoch, wird aber von einer Apparatur im Vordergrund verdeckt. Arthur fängt an zu lachen.
GUSTAEL
Darf ich mal fragen, was so lustig ist?
ARTHUR
Deine Ohren!
Jetzt ist Gustael zu sehen. Er hat ein riesiges Ohr und ein ganz winziges am Kopf.
GUSTAEL
Ja, sehr witzig! Mein letztes passendes Paar Ohren ist verschwunden. Die anderen sind in der Wäsche. Was soll ich denn machen?
Gepolter auf der Treppe, Magnus kommt herunter und sieht Gustael. Er fängt schallend an zu lachen.
GUSTAEL
Ja, ja, lacht nur alle über den Zombie. Nur weiter! Mit mir kann man es ja machen. Ihr brecht mir das Herz!
Er öffnet seinen Brustkorb.
Nahaufnahme eines pochenden Herzen.
GUSTAEL
Nein, doch nicht!
Magnus kommt zu ihm und hält ihm die Ohren hin.
MAGNUS
Wenn Du nicht immer Deinen Kram herumliegen lassen würdest, bräuchtest Du auch nicht Quasimodo zu spielen!
GUSTAEL
Nichts gegen Quasimodo, ja! Er ist ein Vetter zweiten Grades und ein netter Kerl. Es ist ja nicht seine Schuld, dass seine Teile im Schnäppchenmarkt gekauft worden sind.
(weist auf die Ohren)
Aber das hätte ich mir denken können, dass Du dahinter steckst! Hast Du für heute nicht schon genug Unruhe gebracht? Das ist nicht mehr lustig!
Er schnappt sich die Ohren und verschwindet.
MAGNUS
Was ist denn mit dem los – mit dem falschen Fuß zuerst aufgestanden?
ARTHUR
Ja, aber dann hat er ihn abgenommen und den richtigen drangeschraubt. Ich finde aber, er hat recht: Das ging ein bisschen zu weit. Dem armen Gustael die Ohren zu klauen.
MAGNUS
Aber das war ich nicht!
Ende der Beispielszenen