Was muss eine Szene haben, damit sie den Leser packt? Neben den offensichtlichen Dingen wie spannende, glaubhafte Figuren, gute Dialoge (wir sprechen in vorhergehenden Schreibtipps darüber) und eine spannende Handlung, muss eine Szene vor allem förderlich für die Geschichte sein. Sie muss die Geschichte also weiterbringen und dafür Sorgen, dass sich Dinge ändern. Und genau da versteht man unter einer sogenannten „Wendung“. Wenn eine Szene keine Wendung hat, ist sie langweilig und – fast noch schlimmer – überflüssig.
„Was meint er damit nun wieder?“, höre ich euch fragen. Ich sehe, es muss ein Beispiel her.
Stellt euch folgende Szene vor: Ein Ehepaar kommt zum sonntäglichen Frühstück zusammen. Alle sind schlecht drauf, maulen sich ein bisschen an, frühstücken vor sich hin, räumen ab und gehen wieder auseinander, immer noch schlecht gelaunt. Klingt spannend, was? Genau, eben nicht. Weil sich in der Szene, selbst wenn ein Frühstück „passiert“, nichts verändert. Es fehlt die Wendung.
Die gleiche Szene wäre gleich viel spannender (und müsste vor allem nicht von der Lektorin ersatzlos getrichen werden), wenn z.B. einer so über das allgemeine Gegrummel lachen muss, dass sich die Laune bessert. Oder sich die Leute so richtig an die Kehle gehen. Oder auch ein äußerer Faktor (Postbote mit verfänglichem Liebesbrief, LKW mitten im Wohnzimmer) könnte zu einer Wende führen.
Im nächsten Teil werfen wir einen Blick darauf, was sich alles bei einer Wendung ändern kann. Um die Wartezeit bis zum nächsten Schreibtipp zu überbrücken, könnt ihr z.B. alle alten Tipps noch einmal lesen. Oder ihr amüsiert euch mit den Spezialepisoden meines Podcast – da findet ihr weitere Hinweise für AutorInnen, unter anderem von namhaften Kollegen und Kolleginnen.